Junger Ankauf

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Tom Burr - Video Booths

2007

“Tom Burr gehört einer Künstlergeneration an, für die man in den 1990er Jahren den Begriff der ‚Kontextkunst‘ zu etablieren versuchte. Zu diesen von Burr aktivierten Kontexten zählen so unterschiedliche Disziplinen wie beispielsweise die Architektur öffentlicher Orte, soziale Dynamiken und politische Restriktionen im urbanen Raum […].”

Tom Burr, Video Booths, 1995
Tom Burr: Video Booths, 1995, Installationsansicht Museum Ludwig 2007 © Tom Burr und Galerie Neu, Berlin, Foto: Lee M.

Video Booths, 1995
Tom Burr “bezieht sich vorwiegend auf marginalisierte Schauplätze (Parks, öffentliche Toiletten, Pornokinos, Schwulenbars) innerhalb derer (homo)sexuelle Identität hergestellt werden kann. […] Aus der entspannteren Gesetzeslage Mitte der 1960er Jahre heraus war plötzlich die Notwendigkeit entstanden, ein neuartiges architektonisches Element zu gestalten, das den (semi)privaten Genuss pornografischer Filme oder Peepshows in der Öffentlichkeit ermöglichte. […] Eine solche Architektur ist Ausgangspunkt von Burrs Arbeit Video Booths von 1995. Aus einfachem Sperrholz gefertigt, entspricht sie mit den Maßen 304 × 120 × 214 cm der tatsächlichen Größe von Videokabinen. Angesichts der gegebenen Thematik überrascht diese reduzierte Ästhetik, die sich nicht auf die Präsentation provokanter Bildlichkeiten beruft, sondern sogar jegliches erotisches Material verbannt.[…] Burr bringt den Ort einer Subkultur, eine sexualisierte Zone, in den Kontext einer öffentlichen Kunstausstellung und stellt damit implizit die Frage nach der Abgrenzung von Öffentlichkeit und Privatsphäre, nach sexuellen Räumen und Architekturen, schwulen Orten und deren Konstruktion von Bedeutung und Identität.”

Text: Kristina Scepanski, Auszug aus der Publikation „Junger Ankauf“, Köln 2012

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