Erwerbungen

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Georg Herold - Ohne Titel, 1991

1996 - Dauerleihgabe der Gesellschaft für Moderne Kunst

Georg Herold, 1947 in Jena geboren, studierte, nachdem er unter widrigen Umständen die DDR verlassen und für kurze Zeit in München das Studium aufgenommen hatte, an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg (1977-83) bei Sigmar Polke. Weggefährten waren unter anderem Werner Büttner, Martin Kippenberger und Albert Oehlen. Herolds vielfältiges Œuvre entzieht sich einer interpretativen Festlegung, was vom Künstler durchaus beabsichtigt ist. Sein künstlerisches Schaffen – Skulptur, Malerei, Installationen und Videoarbeiten – zeichnet sich durch eine improvisiert wirkende Arbeitsweise und die Verwendung unprätentiöser Materialien aus, so verarbeitet er z. B. Dachlatten, Topflappen, Ziegelsteine, Unterhosen oder auch Socken. „Die Auswahl meiner Materialien unterliegt keinen bewussten ästhetischen Kriterien. Die Materialien müssen nur fähig sein, meine Ideen aufzunehmen und sie zu transportieren. Materialien, die eine eigene Sprache sprechen, werden von mir grundsätzlich nicht benutzt. Deshalb suche ich mir ‘ungehobeltes, dummes’ Material, das keine Fragen aufwirft“, so Herold 1988.

Georg Herold, Ohne Titel, 1991 © VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Ohne Titel, 1991
Für das monumentale Triptychon Ohne Titel (6,3 m x 3,6 m) von 1991 verwendet Herold Beluga-Kaviar, ein Material, auf das er seit 1988 wiederholt zurückgreift. Strudelförmig appliziert Herold den teuren Fischrogen, dieses Symbol eines luxuriösen Lebensstils auf die Leinwand – gerade so, als hätte er die Kaviardose mit Schwung über die Leinwand gegossen. Diesen vermeintlichen Schwung und die Exklusivität des Produkts unterwandert der Künstler aber mit humoristischer Akribie. Jedes einzelne Kaviarkorn ist systematisch durchnummeriert. Es ist, als ob zwei Persönlichkeiten dieses Werk geschaffen hätten: ein aus dem Vollen schöpfender, verschwenderischer Geist und ein bis auf das kleinste Detail bedachter, penibler Mensch.

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