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Loretta Fahrenholz - Implosion

2017

Loretta Fahrenholz lebt und arbeitet aktuell in Berlin und New York. Im vergangenen Jahr fanden Einzelausstellungen im Fridericianum, Kassel und im Stedelijk Museum, Amsterdam statt. Außerdem war sie u.a. mit Beiträgen in der Berliner Julia Stoschek Collection (Welt am Draht, 2016), in der Kunsthalle Zürich (Drei Frauen, 2015), und bei Reena Spaulings Fine Art, New York (Implosion, 2011) vertreten. In ihren postcinematischen Filmen dokumentiert Fahrenholz unsere von kollektiven Fiktionen, Inszenierung und medialer Vermittlung geprägte Gegenwart.

Loretta Fahrenholz: Implosion, 2011, Installationsansicht Art Cologne 2017 © Loretta Fahrenholz und Courtesy Galerie Buchholz, Köln/Berlin/New York, Foto: Jürgen Schulzki
Loretta Fahrenholz: Implosion, 2011, Installationsansicht Art Cologne 2017 © Loretta Fahrenholz und Courtesy die Künstlerin und Galerie Buchholz, Köln/Berlin/New York, Foto: Jürgen Schulzki

Implosion, HDV, 2011, 30 min

Bei der Filmarbeit Implosion handelt es sich um eine Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von Kathy Acker (New York, 1947 – Tijuana, 1997) aus dem Jahr 1983. Die Arbeit lässt sich als Fortführung einer literarischen Geste Ackers lesen, die ihr Drama über die Französische Revolution ins New York der frühen achtziger Jahre, in die Sprache und Körper der Punks, Junkies und Sexarbeiter von Downtown Manhattan verlagert. Loretta Fahrenholz besetzt ihre Adaptation des Stücks mit zeitgenössischen Nicht-Schauspielern – jungen New Yorkern, die im echten Leben ihre Zeit in Fitnessstudios, Clubs oder am iPhone verbringen und ihr Geld mit Grafikdesign, Internetporn und anderen Gelegenheitsjobs verdienen. Das Echo von Kathy Ackers Punk-Stimme aus ihren Mündern aktiviert die Lücke zwischen den beiden New Yorks (von 1983 und 2011), zwischen einer brutalen, transgressiven, nur knapp dem Bankrott entronnenen Stadt und dem vernetzten, reibungslosen New York von heute.
Während die Darsteller in einem Hochhausapartment unweit von Ground Zero auf ihren Laptops Chaos und Terror planen, treten ihre Silhouetten gegen postmoderne Glasfassaden und den strahlend blauen Himmel hervor. Das sind die abstrakten Körper des Cyberkapitalismus: schlank, verbunden, zerstreut, und niemand weiß genau, wozu sie fähig sind. Implosion zeigt ein HD-Bild von Beklemmung und Panik der Jetztzeit. Er erlaubt uns, uns selbst aus der Punk-Perspektive einer untergegangenen SM-Bohème neu zu betrachten und scheint zu einem Verrat an der Gegenwart aufzufordern.

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