Junger Ankauf

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Matthew Angelo Harrison - Bated Breath

2021

Matthew Angelo Harrison (*1989) ist geboren und aufgewachsen in Detroit, Michigan. Er hat an der School of the Art Institute in Chicago studiert und ebendort 2012 seinen Abschluss gemacht. Seine Arbeiten wurden bereits in zahlreichen Gruppen- und Einzelausstel-lungen präsentiert, u.a. im Broad Art Museum (East Lansing, MI, USA), Atlanta Contem-porary Art Center, Museum of Contemporary Art Detroit (MOCAD) und zuletzt in der Kunsthalle Basel. Harrison ist Bildhauer und arbeitet insbesondere mit afrikanischen Artefakten, die den Kulturen der Bambara, Dogon, Makonde, Senufo und anderen entstammen. Der Künstler kauft diese online bei europäischen Händler*innen. Darüber hinaus verwendet Harrison 3D-Maschinentechnologie und Materialien von Arbeitergewerkschaften, wie z.B. Plakate von Gewerkschaftsstreiks. Dabei verknüpft er thematisch seine Herkunft als Afroamerikaner aus der “Motor City” Detroit mit dem kolonialistischen Erbe der US-amerikanischen Gesellschaft.

Bated Breath, 2021
Bated Breath, 2021 © Der Künstler, Courtesy der Künstler und Jessica Silverman, San Francisco, Foto: Tim Johnson

Bated Breath, 2021, Holzskulptur, Polyurethanharz, eloxiertes Aluminium, Acryl, 60 × 29 × 29 cm (ohne Sockel)

Die Skulptur Bated Breath besteht aus: Einer Holzmaske auf einem Aluminumsockel, eingegossen in einen Block aus Polyurethanharz. Die eingeschlossenen Sauerstoffbläschen erwecken den Anschein, als ob die Luft wie Atem dem Mund des afrikanischen Artefakts entweicht. Die Maske, ihre anonyme Autorenschaft, ihre zweifelhafte Herkunft aus dem europäischen Online-Sekundärmarkt und die kulturell entwurzelnde Verwendung eines zeitgenössischen, technoiden Sockels sowie der Einguss in das absorbierende Kunstharz, konfrontieren mit einer kolonialistischen Geschichte, die Fragen aufwirft: Warum ist die Autorenschaft der Maske nicht überliefert? Wo liegt letztlich die Verantwortung für eine vor-wiegend westlich geprägte Geschichtsschreibung, die Urheberschaft unberücksichtigt lässt? Was hat diese historische Entwurzelung mit rassistischen Strukturen der Gegenwart zu tun? Wie wirkungsvoll und komplex ist das Vermächtnis des Kolonialismus im 21. Jahrhundert? Harrison vereint in seiner Skulptur Widersprüche, die ein Unwohlsein bei den Betrachtenden hinterlassen können, aber auch einen ganz neuen Blick, ein neues Narrativ und neue Autorenschaft ermöglichen.

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