Junger Ankauf
Melike Kara - tirkel
2024
Melike Kara wurde 1985 in Bensberg geboren und lebt und arbeitet heute in Köln. 2014 schloss sie ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf ab. Sowohl Malerei und Fotografie als auch Collage und Skulptur prägen Karas künstlerische Arbeit, die bereits in einer Vielzahl internationaler Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt wurde. Bis Oktober 2024 war ihre ortsspezifische Installation Vor Ort im Haus Ludwig der Peter und Irene Ludwig Stiftung Aachen zu sehen. Bis Mai 2024 zeigte die Schirn Kunsthalle Frankfurt die Einzelausstellung shallow lakes. Dem gingen weitere nationale und internationale Ausstellungen voraus, u.a. in der Kunst Halle Sankt Gallen (2023), der Kunsthalle Zürich (2023), dem Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen Düsseldorf (2023), dem Museum de Fundatie, Zwolle (2023), der Sammlung Philara, Düsseldorf (2023), dem Frac des Pays de la Loire, Nantes (2022), der Neuen Galerie Gladbeck (2022), dem Ludwig Forum Aachen (2021), Kölnischen Kunstverein (2021), Wiels Contemporary Art Centre, Brüssel (2020), Kunstverein Göttingen (2020), Yuz Museum Shanghai (2018) und dem Dortmunder Kunstverein (2018). Sie nahm zudem an der 58. Carnegie International in Pittsburgh (2022) teil.



tirkel, 2024, Acryl und Ölstift auf Leinwand, 200 × 180 cm
Mit der großformatigen Malerei tirkel hat sich die Initiative zum ersten Mal in ihrer 20-jährigen Ankaufsgeschichte für eine malerische Position entschieden. Melike Kara verarbeitet in ihrer künstlerischen Praxis Traditionen und Geschichten, die vom Verschwinden bedroht sind und übersetzt sie in abstrakt-ornamenthafte Malerei, Fotocollagen und Rauminstallationen.
Dabei befragt sie, wie eine unterdrückte Bevölkerungsgruppe ins kulturelle Gedächtnis gerufen werden kann. Ausgangs- und Annäherungspunkt bilden stets Karas kurdisch-alevitische Wurzeln. Als ihre Großeltern in den 1970er Jahren mit der Gastarbeiterbewegung nach Deutschland kamen, konnten sie erstmals ihre unterdrückte kurdische Identität ohne Angst ausleben, ihre Sprache sprechen, Traditionen und Spiritualität pflegen. Zwei Generationen später greift Kara auf persönliche und kollektive Erinnerungen zurück, um mit ihrer Kunst Unterdrücktes sichtbar zu machen, denn eine schriftliche Überlieferung kurdischer Kultur ist kaum vorhanden. Das angekaufte Werk trägt den Titel „tirkel“, benannt nach dem Herkunftsort von Karas Großmutter in der Türkei und stellt somit direkten Bezug zu biografischer und geografischer Geschichte her. Melike Kara fragt mit ihrer Kunst nach ihrem Kurdisch-Sein in der deutschen Sozialisierung und antwortet mit einer Ästhetik, die die Schönheit alltäglicher Kultur einzufangen vermag.