Junger Ankauf

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Susan Philipsz - Lowlands

2009

Die Soundinstallation Lowlands, 2008 von Susan Philipsz ist eine 3-Kanal-Soundinstallation und nimmt Bezug auf eine gleichnamige historische, schottische Ballade, die in drei unterschiedlichen Versionen überliefert ist.

Susan Philipsz, Lowlands, 2008
Susan Philipsz: Lowlands, 2008, Installationsansicht Art Cologne 2009 © Susan Philipsz und Courtesy Galerie Isabella Bortolozzi, Foto: Jürgen Schulzki

Susan Philipsz hat mit Lowlands eine vielschichtige Arbeit geschaffen, für die sie eine Reihe von Erzählsträngen und Assoziationsfeldern miteinander verknüpft.

Lowlands, 2008
Die Künstlerin singt darin parallel drei Versionen der schottischen Seefahrerballade Lowlands Away. Mitte des 16. Jahrhunderts geschrieben, bildeten sich über die Zeit inhaltlich abweichende Liedfassungen heraus […]. Philipsz’ a capella gesungene Texte füllen den Raum und laufen erst im Refrain zu einer gemeinsamen Stimme zusammen. Jede Version verknüpft Susan Philipsz mit fiktiven oder zeitgeschichtlichen Erzählsträngen. Zum einen spielt die charismatische Figur der Rosa Luxemburg eine wichtige Rolle, eine Figur, mit der sich die Künstlerin in ihrem Werk schon mehrfach beschäftigte.[…] Susan Philipsz präsentierte Lowlands erstmals vis-à-vis des Landwehrkanals in ihrer Berliner Galerie, zusammen mit einer frühen Buchausgabe von James Joyces Finnegans Wake.
Im letzten Kapitel des Romans erscheint die multiple Frauengestalt der Anna Livia Plurabelle, der Philipsz eine weitere Ausführung ihrer Seefahrerballade widmet. […] Joyces’ Text ist zudem geprägt von einer starken Rhythmik, sein sprachlicher Fluss wurde von ihm als „fluid composite“ bezeichnet, und er ist darauf angelegt, laut vorgetragen zu werden. Alle drei Komponenten, die Stimme, die Rhythmik und der sprachliche Fluss, finden sich in Philipsz’ 8-minutiger Klanginstallation Lowlands wieder. Die Ballade, von Seefahrern im Chor und Rhythmus ihrer täglichen Arbeit an Deck gesungen und an ihre Heimat der schottischen Lowlands erinnernd, bildet den dritten Erzählstrang, mit dem auch Susan Philipsz eigene Geschichte und Herkunft verknüpft ist.

Text: Regina Barunke, Auszug aus der Publikation „Junger Ankauf“, Köln 2012

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