Perlensucher
Cai Guo-Qiang - Sketch for the Age of Not Believing in God, 1999 // Drawing for Myth: Shooting the Suns: Project for Extraterrestials No. 21, 1994
2022
Das Œuvre des chinesischen Künstlers Cai Guo-Qiang (*1957 in Quanzhou, China) umfasst verschiedene Arbeitstechniken und Medien, darunter Zeichnung, Malerei und Installation sowie Performance- und Videokunst. Seine Arbeiten versuchen stets das Werk mit den Betrachtenden und der Umwelt in einen Bezug zu stellen. Durch die Verwendung traditionell chinesischer Lehren, Techniken und Symbole wie Fengshui, TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) und klassische Pyrotechnik reflektieren seine Arbeiten das Verhältnis zwischen östlichen und westlichen Philosophien und Traditionen. Gleichzeitig setzen sie sich mit der Natur und Zivilisation sowie der Heilung kollektiver gesellschaftlicher Traumata, wie den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki, auseinander.
Nach einer Ausbildung zum Bühnenbildner an der Theaterakademie in Shanghai von 1981 bis 1985 zog der Künstler zunächst nach Japan und entwickelte dort bis Mitte der 1990er Jahre die für ihn charakteristische Technik der Schießpulvermalerei, bei der Farben und Schablonen auf einem weißen Untergrund befestigt und durch Schießpulver miteinander verbunden werden. Das Entzünden des Pulvers und die darauffolgende Explosion vermischen die einzelnen Elemente, lassen Motive sichtbar werden und brennen diese regelrecht in den Untergrund ein. Aus den frühen Sprengstoff-Experimenten des Künstlers entwickeln sich zudem eindrucksvolle Explosionsveranstaltungen im Freien, die von zahlreichen Zuschauenden gebannt verfolgt wurden und ihn als „Explosion-Artist“ international bekannt machten. Zu seinen größten und medienwirksamsten pyrokinetischen Arbeiten zählt das spektakuläre Feuerwerk, welches er als offizieller Leiter der Special-Effekte für die Eröffnungs- und Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele in Peking 2008 organisierte. Eine Netflix-Dokumentation des Oscar-Preisträgers Kevin Macdonald begleitete außerdem das 2015 stattgefundene Explosionsereignis von Cai Guo Quiang‘s über 500 Meter hohen Sky Ladder und würdigt sein Leben und Werk.
Seit 1995 lebt und arbeitet Cai Guo-Qiang in New York und kann auf zahlreiche internationale Einzelausstellungen sowie auf eine Retrospektive im Solomon R. Guggenheim Museum zurückblicken. Er hat bereits viele wichtige Auszeichnungen erhalten, darunter den Goldenen Löwen auf der Biennale von Venedig 1999, den Hiroshima Art Prize 2007 und den Fukoka Prize 2009. Im Jahr 2012 wurde er als Preisträger für den renommierten Praemium Imperiale in der Kategorie Malerei geehrt.


Erwerbungen Perlensucher 2022
Durch die Initiative der Perlensucher am Museum Ludwig konnten 2022 insgesamt sechs Papier-Arbeiten von Cai Guo-Qiang für die Sammlung des Museum Ludwig angekauft werden. Die fünf Skizzenblätter der Serie The Age of Not Believing in God sind von besonderer Bedeutung, da die dazugehörige Installation aus Holz, Bambuspfeilen, Federn und Messing bereits 2000 für die Sammlung des Museum Ludwig erworben wurde (aktuell im zentralen Treppenhaus des Museums ausgestellt). Das Set der Skizzenblätter vervollständigt somit die Serie The Age of Not Believing in God und kann als eine wertvolle Ergänzung zur vorhandenen Installation betrachtet werden. Die neu erworbenen Zeichnungen dokumentieren die Visionen Cai Guo-Qiangs für seine Installation und zeigen Skizzen religiöser Wesen und Symbole in einem unbearbeiteten sowie einem mit Pfeilen durchbohrten Zustand, bis hin zu ihrer räumlichen Darstellung.
Die einzelne Papierarbeit Drawing for Myth: Shooting the Suns: Project for Extraterrestials No. 21 ergänzt das Konvolut um eine der klassischen Schießpulver-Zeichnungen von Cai Guo-Qiang. Das ungewöhnliche Material Schießpulver stellt einerseits eine Verbindung zur langen Geschichte der Pyrotechnik in China und dessen traditionelle Verwendung an Festtagen und Großveranstaltungen her, weckt gleichzeitig aber auch Assoziationen gewaltvoller Auseinandersetzungen, Schusswaffen und Kriege. Der Titel verweist auf die weit verbreitete Befürchtung und den teils vorhandenen Wunsch der Menschheit, in Kontakt mit möglichen Außerirdischen zu treten.